Dipl.-Psych.
Angela Wietzke
Tiefenpsychologische Psychotherapie geht historisch zurück auf die Psychoanalyse, weist jedoch Unterschiede in Bezug auf Dauer, Frequenz und Behandlungstechnik auf. Es werden im Vergleich zur Psychoanalyse umschriebene Konflikte bearbeitet, der Umgang mit Deutung, Übertragung und Abstinenz ist verändert.
Schwerpunkt ist das Unbewusste, das sich in der Gegenwart zeigt und nicht die Fokussierung auf die Vergangenheit. Symptome und Beschwerden werden als Ausdruck von tieferliegenden innerseelischen Konflikten gesehen, die es in der Therapie zu bearbeiten gilt. Die Vergangenheit spielt insofern eine Rolle, als sie im aktuellen Geschehen durch Wiederholungen früherer, verinnerlichter Beziehungserfahrungen reaktualisiert wird. Der tiefenpsychologische Ansatz geht davon aus, dass sich innere Konflikte sowohl in den Symptomen, als auch in der zwischenmenschlichen Beziehungsgestaltung äußern. Sie werden in der aktuellen Beziehung zwischen Therapeut und Patient erlebbar und damit einer Bearbeitung zugänglich gemacht. Ziel ist es, wiederkehrende Verhaltensmuster genauer anzuschauen und zu lernen, sich allmählich von Ihnen zu distanzieren.
Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, also ist jede Therapie einzigartig und besonders. Sie entwickelt sich aus dem gemeinsamen Prozess zwischen Therapeut und Patient. Auf der Grundlage des tiefenpsychologischen und systemischen Verständnisses arbeite ich methodenintegrativ mit Elementen aus der systemischen Familientherapie, der verhaltenstherapeutisch/kognitiven Therapie und mit imaginativen Elementen des katathymen Bilderlebens.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie dauert in der Regel zwischen 1/2 und 2 Jahren mit einer Sitzung pro Woche.
Systemische Therapie ist ein psychotherapeutischer Ansatz, der auf die familiären und
sozialen Beziehungen des Einzelnen fokussiert. Er unterscheidet sich damit von anderen
psychotherapeutischen Ansätzen, die vor allem auf das einzelne Individuum abzielen.
Die systemische Perspektive betrachtet Probleme immer in Bezug zu
den verschiedenen Kontexten, in denen der Einzelne lebt: zum Beispiel als Partner, als Familienmitglied, als öffentliche oder religiöse Person. Dem Kontext wird eine hohe
Bedeutung für die psychologische Entwicklung und das emotionale Erleben beigemessen. Psychische Beschwerden und Symptome werden nicht als Eigenschaften einzelner Personen und
damit feststehend, sondern als Ausdruck des Beziehungsgefüges gesehen. Sie können als
Lösungsversuch entstanden sein und auf Störungen im System hinweisen.
Familientherapie und Systemische Praxis spielen deshalb besonders dann eine Rolle, wenn
deutlich wird, dass Störungen bei Einzelnen verwoben sind mit dysfunktionalen Beziehungen
im sozialen System. Systemische Therapie unterstützt die Personen darin, Probleme innerhalb
zwischenmenschlicher Beziehungen zu lösen.
Ziel ist eine Erweiterung der Wahrnehmungs- und Handlungsmöglichkeiten
des Einzelnen und des Gesamtsystems. Grundlage des systemischen Arbeitens stellt die
ressourcenorientierte Haltung dar. Dabei können bisherige dysfunktionale Verhaltensmuster
infrage und in einen neuen Kontext gestellt werden, um neue Sicht- und Verhaltensweisen zu
ermöglichen.
In der systemischen Einzeltherapie geht es darum, die gezeigten Symptome und Beschwerden
vor dem Hintergrund aktueller und früherer Beziehungen zu verstehen. Die Einzeltherapie
nutzt bewährte systemische Methoden wie Auftragsklärung, Kontextualisierung, zirkuläres
Fragen, Ressourcenorientierung, hypothetische ziel- und lösungsorientierte Fragen und
abschließende kleinschrittige Zielvereinbarungen. Sie befördert die Aktivierung vorhandener
Ressourcen und unterstützt deren Nutzung für Veränderungen. Familiäre und soziale
Einflüsse erfahren eine große Beachtung und werden über Genogrammarbeit, Skulpturen,
gestalttherapeutische und imaginative Elemente sichtbar gemacht und in den Therapieprozess
einbezogen.
Es gibt Situationen, in denen Paare an ihre Grenzen kommen und sich scheinbar nichts mehr bewegt. Das kann ausgelöst werden durch die Geburt eines Kindes, Fremdgehen eines Partners, berufliche und familiäre Überlastungen, aber auch alltägliche Stressereignisse. Stagnationen in einem eingespielten Alltag können bewirken, dass man sich immer weniger zu sagen hat, Bedürfnisse zurückgehalten oder als Vorwurf vorgetragen werden. Kreisläufe von Vorwürfen, Rückzug und zunehmender Vereinzelung können dazu führen, dass sich beide Partner unverstanden fühlen und sich entfremden. Es tritt häufig eine Sprachlosigkeit ein, die innerhalb der Beziehung schwer aufgelöst werden kann.
In diesen Situationen kann es hilfreich sein, die Sprache durch Moderation einer dritten Person wiederzufinden. Paartherapie verhilft den Partnern dazu, einen ins Stocken geratenen Prozess wieder in Gang zu bringen und sich mit den gegenwärtigen Problemen konstruktiv auseinanderzusetzen. Dieser Prozess der Auseinandersetzung kann sich je nach Problemlage auf die Klärung umgrenzter Konflikte beziehen oder sich tiefgreifender bewegen, indem sich beide mit ihrer Geschichte als Paar vertiefter auseinandersetzen und eine neue Begegnung wagen. Im Verlauf des Therapieprozesses können Einsichten entstehen, die die bisherigen Perspektiven und den Spielraum der Handlungsmöglichkeiten erweitern. Vor diesem Hintergrund können beide gemeinsam überlegen, ob und unter welchen neu gewonnenen Bedingungen ein weiteres Miteinander gemeinsam gestaltet wird. Insofern stellen sich Paarkrisen, die häufig Anmeldegrund einer Paartherapie sind, nicht selten als Chance einer neuen und befriedigenden Gestaltung der Lebens- und partnerschaftlichen Bezüge heraus.